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Department of Cultural Studies

BMBF-Förderung eingeworben: „BeeMEHR – Warum Mehrsprachigkeit einfach mehr ist“

Four kids reading a book © vectorfusionart​​/​​Adobe Stock
Wie erreicht man im Bildungskontext einen neuen Zugang zu Mehrsprachigkeit, der wichtige Faktoren wie den sozioökonomischen Status, die individuellen Glaubenssätze sowie die Quantität und Qualität des sprachlichen Inputs berücksichtigt? Das untersucht Prof. Barbara Mertins von der Fakultät Kulturwissenschaften in ihrem neuen Projekt „BeeMEHR – Warum Mehrsprachigkeit einfach mehr ist“, das im August gestartet ist. Die Projektbeteiligten möchten die Kluft zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und schulischen sowie gesellschaftlichen Vorurteilen gegenüber Mehrsprachigkeit weitgehend schließen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 800.000 Euro gefördert.

BeeMEHR verfolgt einerseits das Ziel, Lehrer*innen, Erzieher*innen und Eltern für ein wissenschaftliches Verständnis von Mehrsprachigkeit zu sensibilisieren und dadurch die Stigmatisierung von Mehrsprachigen inner- und außerhalb der Schule aufzuheben. „Besonders im Bildungskontext werden Faktoren wie der sogenannte ‚Migrationshintergrund‘ mit Mehrsprachigkeit gleichgesetzt und fälschlicherweise als direkte Ursache für schlechte Leseleistungen bestimmt“, sagt Prof. Barbara Mertins. „Dieser Zusammenhang ist aus Sicht der Psycholinguistik nicht tragbar, da hier gerade ausschlaggebende Faktoren wie der familiäre sozioökonomische Status oder die Quantität und Qualität des sprachlichen Inputs ausgeblendet bleiben.“ Das erste Ziel besteht also darin, durch Seminare, Vorträge und Coaching-Angebote diese neuen Erkenntnisse über Mehrsprachigkeit in Form eines Zertifikats an pädagogische Fachkräfte und Eltern weiterzugeben, damit bestehende Glaubenssätze, Vorurteile und Mythen über Mehrsprachigkeit in neue Handlungsweisen umgewandelt werden können.

Digitale Lernplattform entwickeln

Als zweites Ziel wird der im Team von Prof. Mertins bereits seit Jahren erforschte Zusammenhang zwischen kognitiver Kontrolle, metalinguistischem Bewusstsein und Lesekompetenz weiter systematisch untersucht. Diese stark datenbasierte und experimentelle Grundlagenforschung soll im Rahmen des Projekts dazu dienen, den Erwerb der Lese- und Schreibfähigkeit zu fördern, so dass die kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten möglichst aller sprachschwachen Kinder – unabhängig von sozialer, sprachlicher und kultureller Herkunft – gezielt gestärkt werden können. Dafür entwickelt das Team eine digitale Lernplattform sowie eine App, die das metalinguistische Bewusstsein und die kognitive Aufmerksamkeitskontrolle fördern.

Im Projekt BeeMEHR arbeiten Prof. Barbara Mertins und ihr Team mit verschiedenen außeruniversitären Kooperationspartnern in Herne zusammen: dem Katholischen Familienzentrum St. Anna, der Kindertageseinrichtung in der St. Elisabethgruppe, der Städtischen Katholischen Grundschule an der Bergstraße, der Islamischen Gemeinde in Herne-Röhlinghausen e. V. und dem Ruhrwerk e. V. Die Zusammenarbeit eröffnet ihnen einen Zugang zu Menschen mit unterschiedlicher sozialer, sprachlicher und kultureller Herkunft sowie die Möglichkeit, die kindlichen Entwicklungsschritte zu begleiten.

Das Projekt erhält im Rahmen des Programms „Integration durch Bildung“ des BMBF rund 800.000 Euro, die sich aus Mitteln des Bunds und des Europäischen Sozialfonds Plus zusammensetzen. Die Laufzeit beträgt drei Jahre. (Text: © Lisa Burgardt / TU Dortmund)

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